Wie künstliche Intelligenz die Zukunft des Lernens beeinflusst

ChatGPT und jetzt? Anfang 2023 kündigten Schlagzeilen eine bevorstehende Revolution im Bildungssystem an, angetrieben durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und speziell ChatGPT. Die Rede war von einem Umbruch, der das Lernen und Lehren neu definieren sollte. Nun, ein Jahr später, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu fragen: Was hat sich verändert? Ist die Revolution bereits eingetreten oder erleben wir lediglich eine stille Evolution?

Unser Redakteur Fabian Karg schreibt in den aimBlicken über aktuelle Themen des Jugendmedienschutzes und über Aspekte der digitalen Transformation. Er gibt Anregungen und Denkanstöße und lädt Sie ein, sich mit neuen Themen zu beschäftigen, um für das Heute und das Morgen gerüstet zu sein.

Die Erwartungen und die Realität

Die anfängliche Euphorie um ChatGPT war groß. Von einer Neudefinition des Lernens durch Individualisierung über automatisierte Korrekturen bis hin zu virtuellen Tutoren – die Erwartungen waren vielfältig und hoch. Die Realität zeigt jedoch: Zwar gibt es sinnvolle Einsatzszenarien von KI und an einigen Stellen sichtbare Veränderungen, aber der ganz große Wurf ist ausgeblieben. Die tiefgreifende Transformation des Bildungssystems ist eine langfristige Angelegenheit. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Technologie allein selten revolutionär wirkt. Vielmehr ist es der Mensch, der mit Kreativität und Innovationsgeist die Möglichkeiten der Technologie im Bildungsbereich ausschöpft. Viele Schulen experimentieren mit ChatGPT und ähnlichen Tools, doch die flächendeckende und vor allem zukunftsorientierte Umgestaltung bleibt eine Herausforderung.

In den folgenden Bereichen zeigt sich, wie KI den Unterricht und die Unterrichtsorganisation verändern und bereichern kann:

Fortschritte in der Bildung durch KI

  1. Personalisiertes Lernen
    ChatGPT und verwandte Tools haben neue Möglichkeiten für be-darfsorientiertes Lernen geschaffen. Die Systeme sind in der Lage, Interaktionen mit dem Schüler oder der Schülerin zu analysieren und darauf aufbauend maßgeschneiderte Lern-pfade zu erstellen. Sie berücksichtigen dabei den Wissensstand, die Interessen und die Lerngeschwindigkeit jeder Einzelperson und bieten ein individualisiertes Lernerlebnis. Auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Tempo und Stil lernen, was das Verständnis des Lernstoffes verbessern kann. Auch die von ChatGPT in Version 4 ein-geführte Multimodalität vereinfacht Prozesse: Mathematikaufgaben können seitdem zum Beispiel abfotografiert und direkt in ChatGPT übertragen werden. Der Chatbot erklärt dann den Rechenweg und hilft dabei, Aufgaben mit ähnlichem Schwierigkeitsgrad zu erstellen.
     
  2. Unterstützung der Lehrkräfte
    Lehrerinnen und Lehrer gewinnen mit KI-Tools Zeit. Admi-nistrative Prozesse wie die Unterrichtsplanung oder die Bewertung von standardisierten Aufgaben können teilweise genauso an eine KI weiterdelegiert werden wie die Erstellung von Übungsmaterialien oder ähnliche repetitive Aufgaben. Dank dieser praktischen Unter-stützung können Lehrkräfte mehr Zeit für die direkte Interaktion mit ihren Schülerinnen und Schülern aufbringen.

Aber es gibt auch Hürden, die nicht unterschätzt werden dürfen:

Herausforderungen beim Einsatz von KI in Schulen

  1. Qualitätskontrolle
    Mit der wachsenden Abhängigkeit von KI-generierten Inhalten treten Bedenken hinsichtlich der Qualität und Genauigkeit dieser Inhalte auf. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die von KI erstellten Lehrmaterialien und Bewertungen zuverlässig und korrekt sind, damit sichergestellt wird, dass im Bildungskontext damit gearbeitet werden kann. Schulen müssen Mechanismen implementieren, um die von KI-Systemen bereitgestellten Informationen überprüfen und validieren zu können.
     
  2. Ethik und Datenschutz
    Um personalisiertes Lernen zu ermöglichen, erfordert der Einsatz von KI im Klassenzimmer die Sammlung und Analyse von persönlichen Daten von Schülerinnen und Schülern. Daher müssen Schulen sicherstellen, dass diese Daten geschützt sind und nur für Bildungszwecke verwendet werden. Darüber hinaus ist es notwendig, ethische Richtlinien zu entwickeln und zu formulieren, die den Einsatz von KI in einer Weise steuern, die die Privatsphäre und die Rechte der Schülerinnen und Schüler respektiert. Dabei kommen wir an der zentralen Bereitstellung einer geprüften DSGVO-konformen Lösung nicht herum.

Ein Ausblick

Was aber ist jetzt mit der angenommenen, bevorstehenden Revolution? Trotz aller Herausforderungen (und kleiner Fortschritte) hat KI weiterhin das Potenzial, die Bildung zu revolutionieren, indem sie maßgeschneiderte Lernpfade ermöglicht, Lehrkräfte unterstützt und den Schülerinnen und Schülern außerhalb des traditionellen Klassenzimmers Hilfe bietet. Gleichzeitig müssen Schulen proaktiv mit den Herausforderungen der Qualitätskontrolle, des Datenschutzes und der ethischen Verwendung von KI umgehen, um eine sichere und effektive Lernumgebung zu gewährleisten. Hier ist im vergangenen Jahr immer noch zu wenig geschehen.

Die sogenannte Revolution im Bildungssystem durch KI und ChatGPT erweist sich bei genauerem Hinsehen eher als schrittweise Evolution. Der Prozess der Veränderung verläuft graduell und verlangt eine sorgfältige Abwägung von Chancen und Herausforderungen. Außerhalb der Bildungswelt laufen die Entwicklungen deutlich schneller ab. Was dort geschieht, ist beeindruckend: Open AI hat zum Beispiel gerade seinen KI-Videogenerator „Sora“ veröffentlicht, der aus Texten Videos macht. Doch bis Entwicklungen dieser Art in den Schulen ankommen, wird es wohl ein wenig länger dauern. Denn während einige Bildungseinrichtungen bedeutende Fortschritte mit KI gemacht haben, stehen andere noch am Anfang. Die volle Wirkung von ChatGPT und Co. wird sich wahrscheinlich erst in den kommenden Jahren entfalten.

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Die Nutzung von KI als Gesprächspartnerin, insbesondere von Werkzeugen wie ChatGPT, zielt darauf ab, kritische Denk- und Forschungskompetenzen zu fördern. Durch das Stellen eigener Fragen an die KI werden sowohl sokratische Fragetechniken als auch aktives Zuhören und tiefe Reflexion geübt. Diese Methode öffnet den Geist für neue Perspektiven und fördert ein umfassendes Verständnis verschiedener Themen. Die Motivation dahinter ist das menschliche Bedürfnis, zu lernen und zu hinterfragen, um neugierig und informiert am globalen Diskurs teilnehmen zu können.

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Mittelstufe

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