KI im Kontext Schule

Beitrag von Fabian Karg

Unser Redakteur Fabian Karg schreibt jeden Monat in den aimBlicken über aktuelle Themen und Aspekte der digitalen Transformation. Er gibt Anregungen und Denkanstöße und lädt Sie ein, sich mit neuen Themen zu beschäftigen, um für das Heute und das Morgen gerüstet zu sein.

Mit dem technologischen Fortschritt sind wir mehr Informationen ausgesetzt als jede andere Generation zuvor. Wie können Lernbegleitende und Eltern die natürliche Neugier der Kinder und Jugendlichen fördern und deren Problemlösefähigkeit schulen, um sie dadurch auf die Zukunft vorbereiten?
Unter der Überschrift „Unterricht to go" erhalten Sie kurze und knappe Lernideen zum direkten Einsatz im Gespräch mit Ihren Lernenden oder Ihren Kolleginnen und Kollegen.

In der Theorie

KI UND DAS SYSTEM SCHULE: WAS GENAU IST DIE REVOLUTION?

In den letzten Jahren haben sich künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zu wichtigen Technologien entwickelt, die unser tägliches Leben beeinflussen. Eine wichtige Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) sind Chatbots, wie zum Beispiel ChatGPT.
An diesem war in den vergangenen Wochen und Monaten kein Vorbeikommen – ebenso wenig an den vielen anderen Tools, die auf einmal Beachtung fanden, wie beispielsweise die Bild KI Midjourney. In den Lehrerzimmern und an den Küchentischen dieser Welt, wurde über Chatbots gesprochen. Künstliche Intelligenz ist der Begriff der Stunde. 

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein Chatbot, der mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entwickelt wurde. Das Modell basiert auf Generative Pre-trained Transformer 3 (GPT-3), einem der fortschrittlichsten Sprachmodelle, die derzeit verfügbar sind. ChatGPT ist darauf trainiert, menschenähnliche Antworten auf Fragen und Anfragen zu generieren. ChatGPT kann in vielen verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt werden, darunter auch in der Bildung.

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT funktioniert durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Das Modell wurde mit einer großen Menge an Textdaten trainiert, um Sprachmuster und Zusammenhänge zu erkennen. Wenn ein Benutzer eine Frage an ChatGPT stellt, also ein prompt eingibt, analysiert das Modell die Eingabe und versucht, eine passende Antwort zu generieren. Je mehr Daten ChatGPT hat, desto besser wird es darin, menschenähnliche Antworten zu generieren.

Was ist GPT-4?

GPT steht für Generative Pre-trained Transformer. Es bildet als KI die Grundlage für ChatGPT. Die vierte Generation erschien am 14.03.2023 und baut auf den Fortschritten seiner Vorgänger auf. GPT-4 kann multimodal arbeiten; es ist in der Lage Bilder zu verarbeiten und kann komplexere Auf-gaben mit höherer Geschwindigkeit verarbeiten.

ChatGPT kann in vielen verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Einige Beispiele sind:

  • Kundenservice: Unternehmen können Chatbots wie ChatGPT nutzen, um Kundenanfragen schnell und effektiv zu bearbeiten, ohne dass ein menschlicher Mitarbeiter benötigt wird.
  • Sprachassistenten: Chatbots können auch als Sprachassistenten in Smart-Home-Systemen und anderen Anwendungen eingesetzt werden, um Nutzern bei der Steuerung von Geräten und der Durchführung von Aufgaben zu helfen oder um eine möglichst weitgehende Barrierefreiheit zu schaffen. 
  • Gesundheitswesen: Chatbots können auch im Gesundheitswesen eingesetzt werden, um Patienten bei der Beantwortung von Fragen und der Verwaltung von Terminen zu unterstützen.
  • Bildung: Chatbots wie ChatGPT könnten auch in der Bildung eingesetzt werden, um Schülern bei der Beantwortung von Fragen zu helfen und Lerninhalte zu vermitteln.

Schnell wurde beurteilt: „ChatGPT revolutioniert alles: „Diese Menschen werden sich einen neuen Job suchen müssen““ (Frankfurter Rundschau – 06.03.2023) oder auch: „Wie ChatGPT Bildung revolutionieren könnte“ (n-tv.de – 15.02.2023). 

Auch versprechen Vorträge mit dem Titel: „ChatGPT – das neue Sprachmodell revolutioniert die Gesellschaft“ (Stadt Köln 13.04.2023), dass das Bildungssystem Kopf stehen wird. Von einer Revolution in den Lernräumen und Klassenzimmern ist jedoch im Moment noch nichts zu spüren. Es finden unzählige Workshops, Webinare und Vorträge zu diesem Thema statt und es wird immer wieder gezeigt und diskutiert, was sein „könnte“, aber von einem spürbaren Ruck im gesamten System sind wir meilenweit entfernt.

Wann wurde das System Schule jemals durch Technik revolutioniert? Weder Laptops noch Tablets oder VR-Brillen haben dies bisher getan. Und auch eine der größten technischen Errungenschaften unserer Zeit, das Internet, wird nicht in dem Maße genutzt, wie es sein könnte. Das Lernen in Lernräumen bleibt viel zu oft eindimensional und dient großteils dazu, Schülerinnen und Schüler mit Wissen zu befüllen, das in Prüfungssituationen wiederholt werden muss. 

Der Schweizer Autor und Lehrer Philippe Wampfler vergleicht die Funktionsweise von KI-Tools mit der des Autofokus` von digitalen Kameras. Seiner Ansicht nach werde durch Tools wie ChatGPT ein Minimum an Qualität geschaffen, das in Zukunft nicht mehr unterboten werden wird. Die Generierung von Texten wird in Zukunft einen anderen Stellenwert erhalten und sich deutlich vereinfachen. Ist das nicht aber leider nur eine konsequente Fortführung der leichteren Zugänglichkeit von Wissen? In meiner Grundschulzeit nahm man den Brockhaus aus dem Regal, später verwendete man dann Microsofts Encarta auf CD, bis dann schließlich Wikipedia unzähligen Lernenden bei der Generierung ihrer Texte half. 

„Künstliche Intelligenz und Chatbots wie ChatGPT hätten das Potenzial, den Bildungssektor grundlegend zu verändern.“

Fabian Karg

Künstliche Intelligenz und Chatbots wie ChatGPT hätten das Potenzial, den Bildungssektor grundlegend zu verändern. Aber in welcher Art und Weise? Das zeigen die folgenden Beispiele:

  • Personalisiertes Lernen: Chatbots können genutzt werden, um personalisierte Lerninhalte und -materialien bereitzustellen. Anhand von Schülerdaten und -feedback können Chatbots wie ChatGPT gezielt auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen von Schülerinnen und Schülern eingehen und maßgeschneiderte Lerninhalte anbieten.
  • Automatisierte Korrekturen: Künstliche Intelligenz kann dazu genutzt werden, die Korrektur von Hausaufgaben und Tests zu automatisieren. Dadurch können Lehrerinnen und Lehrer Zeit sparen und sich auf andere Aufgaben konzentrieren.
  • Virtuelle Tutoren: Chatbots können auch als virtuelle Tutoren eingesetzt werden, um Schülerinnen und Schülern bei der Lösung von Aufgaben und der Beantwortung von Fragen zu helfen. Indem sie Lernenden individuelle Unterstützung bieten, können Chatbots dazu beitragen, das Lernpotenzial der Schülerinnen und Schüler zu maximieren.
  • Verbesserung der Unterrichtsplanung: Chatbots können auch genutzt werden, um Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung zu unterstützen. Durch die Analyse von Schülerdaten und -feedback können Chatbots Empfehlungen zur Verbesserung des Unterrichts geben und den Lehrplan optimieren.
  • Schülerfeedback: Künstliche Intelligenz kann genutzt werden, um Schülerfeedback zu analysieren und Lehrkräften dabei zu helfen, den Unterricht besser auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Durch die Analyse von Schülerfeedback können Lehrerinnen und Lehrer ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie Schülerinnen und Schüler den Unterricht wahrnehmen und wo Verbesserungen möglich sind.


All diese Einsatzszenarien liegen aber noch in weiter Ferne, denn solange Tablets in der Schule und in Lernräumen flächendeckend als digitale Schulbücher und nicht als Werkzeuge für zu-kunftsorientierten Unterricht eingesetzt werden, sind wir weit davon entfernt, eine Revolution im System Bildung zu beobachten, die von ChatGPT und KI im Allgemeinen angeführt wird. 

Aber auch wenn wir noch nicht so weit sind, ist es richtig und wichtig, die Lernenden zu diesem Thema abzuholen und sich damit auseinanderzusetzen. Der Unterricht to go bietet Ihnen hierzu die Möglichkeit:

Unterricht to go

LERNIMPULS 1 - KI UND REALITÄT IM NETZ

Um das Thema aktiv mit Ihren Schülerinnen und Schülern zu besprechen, bietet sich ein Blick auf die frühen Jahre des Internets an. 1993 wurde eine Karikatur von Paul Steiner in The New Yorker veröffentlicht mit dem Titel On the Internet nobody knows you´re a dog.
Auf die heutige Zeit übertragen könnte der Titel lauten On the Internet nobody knows you're human im Gegensatz zu einer künstlichen Intelligenz. 
Lernende könnten damit kreativ arbeiten und selbst eine neue Zeile oder einen passenden Cartoon für die heutige Zeit entwerfen.
Weiterführender Artikel

Mögliche Leitfragen:

  • Was zeigt der Cartoon von Paul Steiner und was ist die Bedeutung dahinter?
  • Wie beeinflusst mögliche Anonymität im Internet das Verhalten von Menschen?
  • Wie beeinflussen Chatbots die Art und Weise, wie wir mit anderen interagieren?
  • Inwiefern kann Anonymität durch den Einsatz von Chatbots im Internet noch verstärkt werden?
  • Wie können wir sicherstellen, dass Chatbots nicht dazu missbraucht werden, um Menschen zu täuschen oder zu manipulieren?
  • Welche ethischen Fragen müssen bei der Verwendung von Chatbots beachtet werden?

LERNIMPULS 2 - KI FILTER BEI TIKTOK

Der neue Schönheitsfilter Bold Glamour, erschienen Ende Februar 2023, sorgt für Aufregung:
Kritik am TikTok Filter Bold Glamour 

Dieser Twitter Thread fasst einige Videos von Menschen zusammen, die den Filter zum ersten Mal ausprobieren:
Twitter Thread lesen

Leitfragen zur Diskussion mit Lernenden:

  • Inwiefern beeinflussen Filter wie Bold Glamour unsere Wahrnehmung von Schönheit und unsere eigene Wahrnehmung?
  • Können Schönheitsfilter dazu beitragen, das Selbstvertrauen von Menschen zu steigern oder sind sie eher kontraproduktiv?
  • Inwiefern können Schönheitsfilter dazu führen, dass Menschen unrealistische Erwartungen an ihr Aussehen haben?
  • Welche Auswirkungen können digitale Filter auf die psychische Gesundheit von Menschen haben?

Das könnte Sie auch interessieren

Lesen Sie weiter: Unser Redakteur Fabian Karg schreibt in den aimBlicken über aktuelle Themen und Aspekte der digitalen Transformation.
Er gibt Anregungen und Denkanstöße und lädt Sie ein, sich mit neuen Themen zu beschäftigen, um für das Heute und das Morgen gerüstet zu sein.

Jetzt zum aim Newsletter anmelden