Wie sieht Führung in der digitalen Welt aus?
Digital Leadership – Sinn, Zweck und Absicht
In seinem Gastbeitrag geht Dr. Heinz Hinz konkret auf die Frage, wie Führungstätigkeiten in einer zunehmend digitalen Welt aussehen, ein und gibt Einblicke in die neu entwickelte aim-Weiterbildungsreihe für Schulleitungen sowie für alle an Führung interessierten Personen.
Dr. Hinz greift selbst auf über 30 Jahre Schulleitungserfahrung zurück und ist neben seiner Dozententätigkeit bei der aim und dem Zentrum für Lehrerbildung und Schulqualität Baden-Württemberg auch Lehrbeauftragter der Universität Kassel und Medical School Hamburg.
Über die bisherigen Aufgaben von Schulleitungen hinaus, wie zum Beispiel unterrichtsbezogene Führung, Personalentwicklung und Personalführung, Organisation und Verwaltung, Kooperation und Repräsentation, eigener Unterricht, Erziehung, Schulentwicklung und Qualitätsmanagement, eröffnet die fortschreitende Digitalisierung eine weitere Dimension an Aufgaben.
Wer denkt, diese erweiterten Anforderungen könnten mit dem gleichen Führungsverhalten oder in der gleichen bzw. bisherigen Arbeitshaltung erfolgreich und wirkungsvoll bewältigt werden, der sorgt dafür, dass es zu einer immer höheren Überlastung, wenn nicht sogar zu einer Belastung, bei allen am Schulleben Beteiligten kommen kann.
„Mit Digital Leadership liefern wir den Zugang zu einer neuen Dimension des Führungsverhaltens: zum Gestalten einer pädagogisch fundierten und menschenbezogenen Dimension von Schule.“
Dr. Heinz Hinz
Insbesondere die Engagierten verlieren aufgrund des Aufwandes und der dabei auftauchenden Ergebnisse ihre Motivation, weiter gemeinsam Schule zu gestalten. Mit dem neu entwickelten Konzept „Digital Leadership“ liefern wir den Zugang zu einer neuen Dimension des Führungsverhaltens und zum Gestalten einer pädagogisch fundierten und menschenbezogenen Organisation von Schule.
Digital Leadership – Schule gemeinsam gestalten
Hierfür ist eine Differenzierung der Begrifflichkeiten innerhalb des Bereiches „Digitalisierung“ nötig, denn unscharfe, verallgemeinernde Begrifflichkeiten liefern kein Orientierungswissen. In der Weiterbildung „Digital Leadership“ werden deshalb Verfahren und Vorgehensweisen vorgestellt, erprobt und gemeinsam erarbeitet, die es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, den Blick auf das von allen Expertinnen und Experten geforderte, neue Mindset und die damit verbundene möglichkeitsorientierte Haltung zu lenken.
Es geht darum, das entwicklungshinderliche Denken in Begrenzungen zugunsten eines Denkens in Chancen zu überwinden. In der derzeitigen VUCA-Welt bzw. „Durcheinanderwelt“ sind sich alle Expertinnen und Experten darüber einig, dass ein proaktives, chancenorientiertes Mindset eine grundlegende Voraussetzung für einen gelingende Weiterentwicklung der Organisation Schule unter den Bedingungen digitalen Wandels darstellt.
Doch wie kann ich als Schulleitungsteam auf das Mindset von meinem Kollegium Einfluss nehmen? Das ist neben anderen eine der zentralen Fragestellungen, der in der Weiterbildungsreihe nachgegangen wird. Obwohl viele Schulleitungsteams qualitativ gute Fortbildungsangebote besuchen, scheitern sie häufig bei der Umsetzung bzw. Anwendung. Man spricht von dem generellen Phänomen der „Transformationslücke“. Hier orientieren wir uns an Erkenntnissen aus der Organisationsforschung, die gezeigt haben, dass erfolgreiche Lösungen aus der Vergangenheit, nicht auf die derzeitigen Herausforderungen erfolgreich angewendet werden können (Scharmer, C.O. ( 2022): Essentials der Theorie U: Grundprinzipien und Anwendungen. Carl Auer Verlag).
„Wie gelingt es, ein Zukunftsbild von Schule im digitalen Zeitalter zu entwickeln und wodurch entsteht Engagement im Kollegium, dieses mitgestalten zu wollen?“
Dr. Heinz Hinz
Vielmehr bedarf es hier eines neuen Ansatzes in der Umsetzung. Deshalb arbeitet der Lehrgang mit aktuellen Formen von Tools, die es den Schulleitungsteams ermöglichen, diese in ihren Teams und Kollegien konkret umzusetzen. So erhalten sie durch die Arbeit mit unterschiedlichen Tools konkrete Hinweise für die Umsetzung an ihrer Schule. Da die Fortbildung über einen längeren Zeitraum geht, kann gemeinsam ein Monitoring für die erfolgreiche wirkungsvolle Umsetzung aufgebaut werden.
Dabei werden folgende Aspekte für eine wirkungsvolle Umsetzung von komplexen Herausforderungen in den Blick genommen:
- Wie gelingt es, ein Zukunftsbild, eine Vision von Schule, im digitalen Zeitalter zu entwickeln, die ich mit meinem Kollegium teilen kann?
- Welche kleinen Strukturen können wir implementieren, so dass sich eine neue digitale Lernkultur gestalten und entwickeln kann?
- Wie gelingt es uns, Wirkung zu erzeugen und auch zu erkennen, wie wir Wirkung erzielen?
„Die Teilnehmenden entwickeln die notwendigen Zukunftskompetenzen zur erfolgreichen Gestaltung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen ihrer Schule.“
Dr. Heinz Hinz
Weitere Fragen lauten auch:
- Wie gelingt es, dass Inspiration auf Workflow trifft – als die Voraussetzung, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
- Wodurch entsteht Engagement in Entwicklungsprozessen und im Kollegium?
- Wie gelingt es, gemeinsam eine Arbeitsbeziehung zu gestalten, die positive Resonanz auslöst?
- Können alle gemeinsam darauf achten, dass wir auch auf Ruhe und Regeneration schauen?
- Wie gelingt es uns im Arbeitsalltag reflexiv und adaptiv zu agieren?
Mit dem Ansatz „Digital Leadership“ entwickeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die notwendigen Zukunftskompetenzen zur erfolgreichen Gestaltung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen ihrer Schule und entwickeln ein klares Zukunftsbild. Das bedeutet: Sie entwickeln ihre innere Haltung und damit auch ihr Verhalten so, um ihre Handlungsoptionen neu organisieren und erfolgreich führen zu können. Darunter fällt, kleinteiliger zu denken, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren; reflexiv und adaptiv zu handeln, damit kurzfristig und ohne große Kraftanstrengung nachjustiert werden kann; die auftauchende Zukunft immer aus dem Moment heraus ertasten und erfühlen bzw. erspüren und somit jede Chance nutzen, damit es erst gar nicht zu großer Kraftanstrengung und zu Krisen kommen kann.
Die Arbeitsstrategie und das Arbeitshandeln werden also von der Situation, dem „Prototypen“, ausgehen. Dabei versuchen wir, die Dozierenden und Teilnehmenden, auszumachen, wo sich das Unterstützungspotenzial befindet und wie es entwicklungsförderlich genutzt werden kann. Zukunftsorientierte Führung und Zukunftskompetenz bedeuten dem Prozess des eigenen Schaffens zu vertrauen und ein gemeinsam kreatives „Containing“ zu schaffen.
Containing
Containing bedeutet, dass Führungskräfte in die Lage versetzt werden, zu unterschiedlichen Herausforderungen einen Arbeitsraum zu entwickeln, in dem auch gegensätzliche Meinungen und Standpunkte in der Schwebe gehalten werden können. Das gibt einem Kollegium, vor allem bei der Entwicklung neuer Aufgaben, eine Art psychologische Sicherheit für ihr Handeln. Dafür bedarf es des grundsätzlichen Vertrauens und der sozialen Ermutigung im gemeinsamen Handeln, um zukunftsgestaltend wirksam zu werden. Auf dieser Philosophie partizipativer Zukunftsgestaltung bzw. partizipativen „Future Designs“ basiert die Weiterbildungsreihe und macht sie persönlich erlebbar.
Lehrgang: Digital Leadership
Gestaltung schulischer Transformationsprozesse
In Zusammenarbeit mit dem ZSL und dem Forum Bildung Digitalisierung bietet die aim ab Oktober 2023 ein Qualifizierungsangebot für Schulleitungen an, das dazu befähigt und darin bestärkt, Entwicklungsvorhaben zur digitalen Transformation an ihrer Schule professionell umzusetzen.
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