Mathe.Forscher-Netzwerktreffen im Zeichen von KI

Wie Lehrkräfte mit ihren Klassen Mathe neu denken

Beim diesjährigen Netzwerktreffen unseres Kooperationsprojekts Mathe.Forscher mit der Stiftung Rechnen auf dem Bildungscampus drehte sich alles um die Frage, wie sich Mathematikunterricht mit Leben füllen lässt – und ganz besonders, welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielt.

„Mathematisch entdecken, denken und argumentieren... sowas kann KI doch nicht –oder noch nicht?“ Mit diesem Impuls eröffnete Dr. Benedikt Weygandt von der Freien Universität Berlin das Netzwerktreffen im Mai 2025. Er setzte damit direkt den Ton für einen Tag voller spannender Diskussionen, kreativer Praxisbeispiele und überraschender Erkenntnisse.

Sein Appell an die Teilnehmenden: „KI-Systeme sind dynamisch. Es ist egal, wie viel Ahnung man von KI hat; irgendwann ist man doch überrascht. Wichtig ist, dass wir Haltung aufbauen.“ Und auch für den Umgang im Unterricht hatte er einen klaren Rat:

„Einfach mal ausprobieren – das ist viel sinnvoller, als nur zu lesen, was andere machen. ‘Durch KI fühl ich mich abgehängt’ sagen Leute, die KI nicht ausprobiert haben.“

Forschen statt Pauken

Seit dem Kick-off im vergangenen Jahr entwickeln Lehrerinnen und Lehrer von Grund- und weiterführenden Schulen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen neue Wege, Mathematikunterricht lebensnah, entdeckend und forschend zu gestalten. Im Zentrum steht dabei eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Mathematik findet nicht nur im Schulbuch statt, sondern überall. Man muss nur hinsehen.

Wie das aussehen kann, zeigten die Teilnehmenden eindrucksvoll in der Best-Practice-Session: mit Streichhölzern die eigene Schule vermessen, sich mit Schweine-Würfeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung nähern, Papiere falten zum Bruchrechnen, eine archimedische Kräuterspirale im Schulgarten anlegen, eine Lange Nacht der Mathematik voller Knobeleien veranstalten – nur einige von vielen kreativen Beispielen. Es wurde deutlich: Wenn Kinder und Jugendliche Mathematik selbst erforschen, entstehen spannende Projekte und echte Begeisterung. „Ich bin sehr beeindruckt von dem, was Sie heute mitgebracht haben, wie Sie alte Ideen weiterentwickelt und neue Ideen umgesetzt haben“, so das anerkennende Feedback einer Prozessbegleiterin. Ein schöner Beleg dafür, wie stark die Impulse aus dem Programm bereits in der Schulpraxis wirken.

KI im Klassenzimmer? Warum nicht!

Das Motto des Tages „Mathe, KI & Technologie“ wurde nicht nur in Impulsen, sondern auch in Workshops konkret: Im Vormittags-Workshop ging es gemeinsam mit Dr. Pauline Struve und Dr. Benedikt Weygandt ans Prompten – also darum, wie KI sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden kann, etwa zur Ideengenerierung oder bei der Aufgabenentwicklung. Am Nachmittag stand dann der 3D-Druck im Fokus. Für viele war das Neuland und genau deshalb besonders spannend. 

Zum Abschluss lud Prof. Dr. Andreas Dengel von der Goethe-Universität Frankfurt mit einem Blick auf das Lehren über, mit und trotz KI zum Perspektivwechsel ein. Im anschließenden Fishbowl wurde gemeinsam mit den KI-Expertinnen und -Experten diskutiert, wie sich neue Technologien sinnvoll in den Mathematikunterricht integrieren lassen.

Bildungscampus als Ort der Begegnung

Knapp 30 Lehrkräfte fanden trotz Abiturzeit den Weg in die aim Akademie. Ein starkes Signal für das große Interesse an neuen Wegen im Matheunterricht! Moderiert wurde der Tag von Prof. Matthias Ludwig, wissenschaftlicher Begleiter des Programms. Unterstützt wurde er u. a. von den Prozessbegleiterinnen Anne Klein, Dr. Johanna Zöllner, Sara Teuscher und Prof. Dr. Christiane Benz. 

Die Grußworte von aim-Geschäftsführer Marco Haaf und Tanja Holstein-Wirth, geschäftsführende Vorständin der Stiftung Rechnen, unterstrichen, wie wichtig es ist, den Bildungsauftrag gemeinsam mit starken Partnern weiterzudenken.

Besonders eindrücklich: Marco Haafs Appell, Kinder nicht nur zu Nutzern von KI auszubilden, sondern zu Gestalterinnen und Gestaltern: „Egal wie man dazu stehen mag, KI ist gekommen, um zu bleiben. In Zukunft wird es Menschen geben, die KI nutzen, und Menschen, die KI bauen. Ich wünsche mir, dass Sie die Kinder unterrichten, die KI auch bauen.”

Tanja Holstein-Wirth brachte es auf den Punkt:

„Mit dem Engagement der Lehrkräfte entsteht die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern Mathematik im Unterricht mit einem neuen und nachhaltigen Zugang zu vermitteln.“

Und weiter: „Es war beeindruckend zu sehen, was hier seit dem vergangenen Jahr bereits an den teilnehmenden Schulen entstanden ist.“

Mathe.Forscher in Bewegung

Das Netzwerktreffen war kein Schlusspunkt, sondern ein Meilenstein. Für die teilnehmenden Lehrkräfte geht es jetzt weiter auf ihrem Weg, und zwar mit neuen Impulsen, vernetztem Austausch und jeder Menge Rückenwind. 

„Wir begleiten die Mathe.Forscher-Lehrerinnen und Lehrer auf ihrem Weg, das entdeckend-forschende Lernen in ihrem Matheunterricht zu integrieren – mit Aktivitäten und Ideen, die den Schülerinnen und Schülern den Alltagsbezug zeigen und Mathe begreifbar machen“, sagt Tanja Holstein-Wirth. 

Auch wir in der aim freuen uns auf viele weitere Mathe.Forscher-Momente mit ganz viel Impact – im Unterricht, im Schulgarten oder beim nächsten Treffen mit den inspirierenden und engagierten Lehrkräften und Schulen.

Ein Podcast live von der Biko-Bühne: Prof. Simone Ehmig und Tanja Holstein-Wirth bei Baseline X Biko. Jetzt anhören!

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