Innovative Bildung 4.0: Wie das RBB Müritz den Schulpreis der Dieter Schwarz Stiftung gewann

Das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz hat es geschafft, mit seinem zukunftsweisenden Medienbildungskonzept 4.0 die Jury der Dieter Schwarz Stiftung zu überzeugen und den ersten Platz beim renommierten Schulpreis zu gewinnen. Die Schule aus Mecklenburg-Vorpommern, die elf verschiedene Ausbildungsbereiche unter einem Dach vereint, setzt neue Maßstäbe in der Verbindung von digitaler Bildung, praxisorientiertem Lernen und innovativer Unterrichtsgestaltung. Im Interview berichtet die Schule mehr über ihre pädagogischen Ansätze, die Arbeit mit digitalen Tools und wie das Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro die Weiterentwicklung ihres Konzepts unterstützen wird.

Ihr Medienkonzept wurde ausgezeichnet, weil es digitale Medien, praktisches Lernen und Berufsorientierung erfolgreich miteinander verbindet. Wie setzen Sie diese Ansätze in den elf Ausbildungsbereichen um? 

Unser Medienbildungskonzept 4.0 verbindet digitale Technologien mit praxisnahen und handlungsorientierten Lernansätzen, die gezielt auf die Berufspraxis unserer Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind. Es orientiert sich an den Anforderungen der Wirtschaft und wird in enger Zusammenarbeit mit unseren Bildungspartnern entwickelt, um reale Arbeitsprozesse abzubilden.

In den unterschiedlichen Schularten und den jeweiligen Bereichen der dualen Ausbildung nutzen wir digitale Tools, um den Unterricht praktisch und lebensnah zu gestalten. Dazu gehört auch unsere Lernplattform itslearning. Unsere Lernenden arbeiten z.B. mit branchenspezifischer Software, agieren mit Planspielen oder nutzen Simulationstechnik, um ihre Medienkompetenzen zu stärken und auszubauen. Im Bereich der Medientechnik setzen wir beispielsweise auch Virtual-Reality-Anwendungen ein, mit denen die Auszubildenden virtuelle Stationen der Drucktechnik erleben können. 

Die konsequente Anpassung digitaler Lernformate an fachspezifische Anforderungen wurde in der Laudatio besonders gelobt.  Wie wird das in einem konkreten Ausbildungsbereich umgesetzt, z.B. in der Pflege? 

Damit Lernende Aufgaben- und Problemstellungen der beruflichen Wirklichkeit in ganzheitliche Handlungen im Unterricht umsetzen können, braucht es ein pädagogisches Konzept, das beruflich nachempfundene Lernumgebungen berücksichtigt – zum Beispiel das Simulationslabor. Im Pflegebereich bietet Simulationstraining eine realitätsnahe Vorbereitung auf den Beruf. Die Lernenden übernehmen dabei verschiedene Aufgaben oder Rollen, um neue Perspektiven zu gewinnen, oder entwickeln Kriterien und Szenarien für das Training. So stärken sie sowohl ihre fachlichen als auch ihre sozialen Fähigkeiten und Teamarbeit. 

Simulationstraining ist auch in anderen Bildungsgängen integriert, z. B. im Bereich Büromanagement, und wird dort an die jeweiligen Anforderungen angepasst. 

Mit unserem Medienbildungskonzept 4.0 möchten wir zeigen, dass digitale Medien integraler Bestandteil eines modernen, handlungsorientierten Unterrichts sein können.

Eine starke Feedbackkultur ist zentraler Bestandteil Ihrer Arbeit. Wie binden Sie Schüler:innen und das Kollegium in die Weiterentwicklung des Medienkonzepts ein? 

Unser Qualitätsmanagement setzt auf eine Feedbackkultur, die sowohl kollegiales Feedback als auch Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern verbindlich vorsieht. Es gibt dazu einen ständigen Austausch mit allen Beteiligten. Schülerinnen und Schüler können z.B. bei regelmäßigen Umfragen, Workshops oder Projekten wie den Medienscouts ihre Erfahrungen, Ideen und Wünsche aktiv einbringen.  

Im Kollegium fördern wir den Austausch durch die Arbeit in fachspezifischen und themenspezifischen Gruppen. Diese entwickeln gemeinsam Konzepte und berücksichtigen dabei das Feedback der Schülerinnen und Schüler sowie unserer Ausbildungspartner. So entsteht ein dynamischer Prozess, bei dem alle an der Weiterentwicklung unseres Medienbildungskonzepts mitwirken.

Wie ist es Ihnen gelungen, trotz der Größe und Vielfalt Ihrer Schule eine einheitliche pädagogische Linie in der digitalen Bildung zu etablieren? 

Unser Erfolg beruht auf unserem Qualitätsmanagement, das alle Ebenen unserer Schule miteinander verbindet und so eine systemische Schulentwicklung, auch für die Medienbildung, ermöglicht.  

Wir haben eine Kompetenzmatrix für die digitale Medienbildung in unserer Schule entwickelt. Sie sorgt dafür, dass die pädagogischen Konzepte und didaktischen Jahresplanungen der Fachgruppen auf gemeinsamen Standards basieren und gleichzeitig Raum für Anpassungen an die Fachbereiche bieten.

Regelmäßige Evaluationen und Fortbildungen schaffen Transparenz und stärken eine einheitliche Ausrichtung. Wir fördern den kollegialen Austausch und bestärken Kooperationen innerhalb der Schule, wie z.B. in unserer Mediengruppe, sodass die Vielfalt unserer Ausbildungsbereiche nicht als Herausforderung, sondern als Bereicherung wahrgenommen wird. 

Welche Impulse möchten Sie mit Ihrem Konzept anderen berufsbildenden Schulen in Deutschland geben? Und wie könnte der Gewinn von 30.000 Euro dazu beitragen, diese Vision weiterzuentwickeln? 

Mit unserem Medienbildungskonzept 4.0 möchten wir zeigen, dass digitale Medien integraler Bestandteil eines modernen, handlungsorientierten Unterrichts sein können. Wir möchten andere Schulen dazu ermutigen, Medienbildung stärker mit beruflicher Praxis und Alltagsbezug zu verknüpfen und dabei alle Beteiligten aktiv einzubinden.

Den Gewinn von 30.000 Euro werden wir nutzen, um weitere Projektideen umzusetzen, wie z.B. eine interaktive Lernumgebung für unsere Schülerinnen und Schüler oder den Ausbau hybrider Unterrichtsstrukturen. Dabei setzen wir auf den Austausch in unseren Netzwerken und möchten unsere Erfahrungen mit anderen Bildungspartnern teilen.

8. Schulpreis der Dieter Schwarz Stiftung verliehen

Bei der feierlichen Verleihung des diesjährigen Schulpreises der Dieter Schwarz Stiftung, die am Freitag, den 29. November 2024, ab 15 Uhr in der Aula des Bildungscampus Heilbronn sowie online im Stream stattfand, erhielten zwölf von insgesamt 39 Schulen Auszeichnungen für ihr im Vorfeld eingereichtes Medienkonzept. 

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