
Erfolgreiche Elternarbeit: Wie Lehrkräfte Eltern als wertvolle Partner gewinnen
Eltern und Lehrkräfte sitzen in einem Boot. Aber wer ist der Kapitän? In diesem Gastbeitrag gibt Matthias Zeitler, erfahrener Lehrer, Podcaster, Moderator und Referent bei der aim Biko 2025, wertvolle Impulse für die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus.
Lehrkräfte sind darin ausgebildet, mit Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Das war wahrscheinlich auch der Grund, diesen Beruf zu ergreifen. Die Motivation für den Lehrberuf war wohl kaum: „Ich möchte mit Eltern arbeiten.“ Allerdings ist das mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Lehrkräften, für den sie nicht explizit ausgebildet sind. Daher werden manche Lehrpersonen bei den Wörtern Elternabend, Elterngespräch und Elternarbeit nervös. Dabei ist es eine Frage der Haltung und Perspektive. Denn Eltern sind nicht unsere Gegenspieler, sondern ein wichtiges Puzzlestück, um Schülerinnen und Schüler zu verstehen. Sie sind auch wichtige Mitspieler, wenn Erwachsene ihre Kinder effektiv fördern wollen.
Vertrauen durch Transparenz: Warum Offenheit entscheidend ist
Wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen darüber spreche, wie man nun Eltern in dieses sprichwörtliche Boot bekommt, wird Transparenz als häufigste Antwort genannt. Transparenz schafft Vertrauen.
Wechseln wir die Perspektive: Als Eltern gibt man sein Kind in der Schule ab und erfährt nur wenig über das, was dort passiert. Je transparenter Lehrkräfte ihre Methoden, Entscheidungen und den Unterricht machen, desto mehr Verständnis und Vertrauen bekommen sie zurück. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich, dass man sich hierüber Gedanken machen muss und Dinge nicht nur macht, weil man sie schon immer so gemacht hat. Eine gute Gelegenheit hierfür ist der Elternabend. Auf meinen Elternabenden stelle ich hauptsächlich meine pädagogische Haltung in den Vordergrund. Für was stehe ich als Mensch und als Lehrkraft? Ich stelle aber auch Arbeitsweisen und mein Klassenzimmerkonzept vor. Zudem bekommt jeder Elternteil und jedes Kind meine Handynummer, einfach für den Notfall, falls etwas dringend zu klären ist. Ich mache auch deutlich, wann ich nicht angerufen werden möchte. Das wird auch nicht ausgenutzt, denn den Lehrer oder die Lehrerin anzurufen, stellt immer noch eine Hürde dar.
Direkte Kommunikation erleichtern: Eltern ins Boot holen
In unserem Schulmessenger habe ich eine Elterngruppe erstellt, in die ich regelmäßig Informationen und Feedback zur Klasse schreibe. Oft leite ich externe Angebote weiter, wie zum Beispiel zur Berufsorientierung, oder ich informiere darüber, dass die Kinder einen Elternbrief mit nach Hause bringen und ich den Rücklaufzettel benötige. Hierüber laufen auch Terminabsprachen.
Gleichzeitig lade ich meine Elternschaft dazu ein, mir Informationen über aktuelle Ereignisse in der Familie zu geben, die im Kontext Schule wichtig sein könnten. Bei einem Krankenhausaufenthalt oder Todesfall in der Familie, einer langen Nacht oder psychischen Auffälligkeiten, verhalten sich Kinder und Jugendliche im Klassenzimmer eventuell anders als sonst. Um diese Situationen besser einschätzen zu können und entsprechend zu reagieren, helfen mir solche Informationen.
Positive Fehlerkultur etablieren: Auch Lehrkräfte dürfen scheitern
Ebenso wichtig ist es mir, deutlich zu machen, dass ich mich als Lehrer weiterentwickeln möchte. Dazu probiere ich vielleicht auch neue Unterrichtsmethoden aus, die scheitern können. Ich erbitte mir hierdurch eine positive Fehlerkultur, die ich auch in der Klasse fördern möchte. Alle dürfen Fehler machen, es wird nicht zum Schaden der Kinder sein. Denn aus Fehlern lernt man, wenn man versteht, damit umzugehen. Gleichzeitig möchte ich auch für Kritik offen sein. Das bedeutet nicht, dass ich alles sofort über den Haufen schmeiße, wenn ein Elternteil etwas nicht so sieht wie ich. Aber vielleicht bringt mich der kritische Impuls trotzdem weiter.
Gemeinsame Planung: Elternabende aktiv gestalten
Im besten Fall sitzen die meisten Eltern im gleichen Boot wie die Lehrkraft. Aber wer ist nun der Kapitän? Hier kommt der anstrengende Teil: Beide Parteien sind am Ruder, aber die unterschiedlichen Rollen müssen klar sein. Lehrkräfte sind die Experten für die Pädagogik und den schulischen Kontext. Eltern sind immer die Experten für ihr Kind, und als solche lade ich sie auch zu Elterngesprächen ein. Nur gemeinsam können wir gut für das Kind sein und ein gemeinsames Ziel formulieren. Dabei kann es für eine Lehrkraft hilfreich sein, mal die Perspektive zu wechseln und ein Problem aus dem Blickwinkel eines betroffenen Kindes oder eines Elternteils zu betrachten.
Ich lasse Eltern mitgestalten und teilhaben. Beispielsweise spreche ich gewünschte Themen am Elternabend ab, wir diskutieren über die Finanzierung und Realisierung der Ausflüge, vielleicht sogar über die Termine der Klassenarbeiten. Manche Eltern organisieren den Elternabend mit, beschaffen für den Abend Getränke, helfen bei der Gestaltung des Klassenzimmers oder übernehmen ein gemeinsames Klassenfrühstück. Es sind die kleinen Dinge, die oft eine große Wirkung haben.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkraft ist nichts, vor dem man als Lehrperson Angst haben sollte. Sie ist ein Gewinn für alle.
Tipps für Lehrkräfte
- Sehen Sie Eltern nicht als Gegenspieler, sondern als wertvolle Mitspieler.
- Wechseln Sie die Perspektive und erforschen sie, warum Eltern bestimmte Fragen stellen oder ein bestimmtes Verhalten zeigen.
- Seien Sie transparent in Bezug auf Ihre Methoden, Arbeitsweise und pädagogische Haltung.
- Machen Sie klar, wofür Sie als Mensch und Lehrkraft stehen.
- Geben Sie Erziehungsberechtigten mindestens eine direkte Möglichkeit an die Hand, mit Ihnen zu kommunizieren (z. B. Handynummer, Schulmessenger mit Elterngruppe, Mailadresse).
- Laden Sie Eltern dazu ein, private Geschehnisse, die die Schule betreffen könnten, zu kommunizieren.
- Etablieren Sie eine positive Fehlerkultur, in der Sie auch Fehler machen dürfen und für Kritik offen sind.
- Sehen Sie Eltern immer als Experten für ihr Kind und laden Sie sie auf Augenhöhe zu Elterngesprächen ein.
- Planen Sie Elternabende gemeinsam mit den Eltern und gestalten Sie diese partizipativ.
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