
Der Übergang von der Kita in die Grundschule
Ein strukturierter Weg in die Schullaufbahn
Wie ermöglichen wir einen sicheren Start in die Schule? Expertin Anna Fröhlich erläutert in ihrem Gastbeitrag, warum strukturierte Konzepte, frühe Einblicke ins Schulleben und die enge Einbindung der Eltern entscheidend sind – und welche Rolle dabei der Tag der offenen Tür und die Schulanmeldung spielen.

Anna Fröhlich leitet die Grundschule Westersburg in Solingen. Auf der aim Biko 2025 hielt sie den Impulsvortrag “Beziehungsnaher Übergang von der Kita in die Grundschule”. Als Coachin, Referentin und Schulbuchautorin bringt sie ihre Expertise regelmäßig in Fortbildungen und Fachveranstaltungen ein. Ihr zentrales Anliegen: Bindung vor Bildung – ein pädagogischer Ansatz, der Kinder in ihrer Entwicklung ganzheitlich stärkt und ihnen einen sicheren Start ins Schulleben ermöglicht.
Der Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule ist für Kinder und ihre Familien eine bedeutende und oft emotionale Phase. Um diesen Wechsel so sanft wie möglich zu gestalten, braucht es gezielte Maßnahmen und abgestimmte Konzepte, die den Kindern Orientierung und Sicherheit geben. Gleichzeitig ist es wichtig, die Eltern aktiv einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich mit den Abläufen und Anforderungen der Grundschule vertraut zu machen.
Erste Schritte in Richtung Schule: Vorbereitung und Orientierung
Ein wichtiger Baustein in diesem Prozess ist der Tag der offenen Tür, der dazu dient, frühzeitig Einblicke in das Schulleben zu ermöglichen. Die Organisation dieses Tages spielt eine große Rolle,
da er als erste Kontaktmöglichkeit zwischen Eltern, Kindern und der Schule fungiert. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt:
Wann soll der Tag der offenen Tür stattfinden? Sollte er vormittags, nachmittags, an einem Wochentag oder am Wochenende durchgeführt werden, um möglichst vielen Familien die Teilnahme zu ermöglichen?
Wer aus dem Schulteam ist vor Ort? Neben Lehrkräften können auch Sozialpädagog/-innen, Mitarbeitende der Betreuung, Mitglieder des Schulvereins sowie Kinder aus höheren Klassen dabei helfen, einen authentischen Einblick in den Schulalltag zu geben.
Welche Angebote stehen zur Verfügung? Hierzu gehören oft Mitmachstationen für Kinder, Informationsstände für Eltern, Rundgänge durch das Schulgebäude sowie Möglichkeiten zum Austausch, beispielsweise durch ein Elterncafé.
Neben dem Tag der offenen Tür ist die Schulanmeldung ein weiterer wesentlicher Meilenstein.
Diese umfasst nicht nur die formale Anmeldung, sondern auch eine erste Einschätzung der schulischen Vorbereitungsfähigkeiten der Kinder.
Dabei wird auf verschiedene Aspekte geachtet, darunter:
Sozialverhalten und Kontaktaufnahme
Aufgabenverständnis, Farben- und Formenkenntnis
Mathematische Vorerfahrungen
Logisches Denken anhand von Bildkarten
Sprachliche Fähigkeiten und Aussprache
Grob- und feinmotorische Fähigkeiten
Auditive Wahrnehmung und phonologische Bewusstheit
Visuelle Wahrnehmung
Zusätzlich kann ein Beratungsbogen mitgegeben werden, um Eltern weitere Unterstützung oder Fördermöglichkeiten aufzuzeigen.
Ein weiterer Baustein zur Vorbereitung auf die Schule ist das sogenannte Schulspiel, das dazu dient, die Fähigkeiten und die Schulbereitschaft der Kinder in einer spielerischen Umgebung zu beobachten. Dabei werden unter anderem folgende Bereiche betrachtet:
Motorik (grob- und feinmotorische Fähigkeiten)
Wahrnehmungsfähigkeiten
Kognitive Fähigkeiten
Emotionale Stabilität
Sprachliche Ausdrucksweise
Lern- und Arbeitsverhalten
Selbstwahrnehmung und Selbstständigkeit
Dieses Schulspiel wird häufig in Zusammenarbeit mit benachbarten Kindergärten organisiert, um den Kindern eine vertraute Atmosphäre zu bieten und die Zusammenarbeit zwischen Kita und Schule zu stärken.
Die ersten Schritte in der Schule: Ankommen und Eingewöhnen
Um den Kindern den Einstieg in die Schule zu erleichtern, gibt es verschiedene Maßnahmen, die in den ersten Wochen nach der Einschulung stattfinden.
Ein bewährtes Konzept ist die Schnupperschule, die in der Regel eine Stunde dauert und den Kindern ermöglicht, in einer lockeren Atmosphäre erste Erfahrungen im Schulalltag zu sammeln. Diese Schnupperstunden beinhalten:
Ein Bewegungsangebot, um die motorische Aktivität der Kinder zu fördern
Ein Sprachförderangebot, dass spielerisch die sprachliche Entwicklung unterstützt
Ein begleitendes Elterncafé in der Mensa, das den Austausch zwischen Eltern und schulischem Personal erleichtert
Zusätzlich erhalten Kinder und Eltern Namensschilder, um das Kennenlernen zu erleichtern. Ein wichtiger Bestandteil dieses Übergangs ist auch der Elternabend „0“, bei dem die Eltern über den weiteren Ablauf der Einschulung informiert werden und in die Schulstruktur eingeführt werden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Eingewöhnung ist der Kennenlernnachmittag, der von den Klassenlehrkräften individuell gestaltet wird. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, ihre zukünftigen Mitschüler/-innen und Lehrkräfte in einer entspannten Umgebung kennenzulernen.
Die gezielte Vorbereitung auf den Schulstart wird zudem durch ein Schulstart-Training ergänzt, das den Kindern hilft, sich mit schulischen Abläufen vertraut zu machen und grundlegende Verhaltensweisen einzuüben.
Gemeinsame Schritte: Die ersten Wochen und Monate nach der Einschulung
Auch nach der Einschulung bleibt es wichtig, den Übergangsprozess aktiv zu begleiten. Hierzu gehören unter anderem:
Materialbringung (am Tag vor der Einschulung): Dies ermöglicht es den Kindern, ihr Schulmaterial bereits im Klassenraum unterzubringen, wodurch der erste Schultag entspannter verläuft.
Die offizielle Einschulung: Ein feierlicher Moment für Kinder und Eltern, der den Start in die Schulzeit markiert.
Elternabend der OGS (Offene Ganztagsschule): Hier erhalten Eltern wichtige Informationen zur Nachmittagsbetreuung.
Klassenpflegschaftssitzungen, in denen Eltern sich aktiv in die Gestaltung des Schulalltags einbringen können.
Elterncafé nach den Herbstferien, das als Reflexionsmöglichkeit dient: Wie haben die ersten Wochen funktioniert? Wo gibt es noch Unterstützungsbedarf? Welche Aspekte haben sich bewährt?
Fazit: Ein strukturierter Übergang für einen gelungenen Schulstart
Der Übergang von der Kita zur Grundschule ist eine prägende Phase, die durch sorgfältige Planung und gezielte Maßnahmen erfolgreich gestaltet werden kann. Durch eine frühzeitige Vorbereitung, spielerische Erkundungsangebote, enge Kooperation zwischen Kita und Schule sowie eine aktive Einbindung der Eltern wird der Schuleinstieg erleichtert. Besonders wichtig ist es, Kindern Sicherheit zu vermitteln und ihnen durch Rituale und strukturierte Abläufe die Möglichkeit zu geben, sich schnell in der neuen Umgebung zurechtzufinden.
Durch diese umfassenden Maßnahmen kann der Übergang nicht nur reibungslos, sondern auch freudvoll und motivierend für die Kinder gestaltet werden – ein wichtiger Grundstein für ihre weitere schulische Laufbahn.